Die Zernikower Alleen
Vor mehr als 200 Jahren ließen Michael Gabriel Fredersdorf und nach dessen Tod Hans von Labes die Alleen in und um Zernikow anlegen. Man kann davon ausgehen, dass Caroline Marie Elisabeth Daum, die Erbtochter eines Potsdamer Bankiers, ihren beiden Ehemännern die nötigen finanziellen Resourcen zur Verfügung stellte. Außerdem war sie selbst eine sehr engagierte Frau, nur standen die Männer, damals noch viel mehr als teilweise noch heute, im Vordergrund. Innerhalb nur weniger Jahrzehnte entstanden so sechs Alleen, die nach Zernikow und seinen Ortsteil Kelkendorf führen.
Die Pappelallee
Wie Taktstriche wirken die Bäume der Pappelallee aus der Ferne. Schlanke Pyramidenpappeln, nicht von ungefähr als die Zypressen des Nordens bezeichnet, und dazwischen Hybridpappeln erzielen eine ungewöhnliche Raumwirkung, die besonders aus der Ferne besonders eindrucksvoll ist. Zwischen den Pappeln wachsen vor allem Wildrosen, eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna Jacq.) und Schlehen (Prunus spinosa), die im Frühjahr und Herbst durch ihre Blüten und Früchte die Strenge der Bäume auflockern. In den Kronen der Hybridpappeln wachsen unzählige Misteln, die besonders im Winter ein interessantes Bild der Gehölze bewirken. Sie bieten aber auch bei Sturm entsprechende Angriffsflächen für den Wind, was oft dazu führt, dass ganze Äste abbrechen. Entsprechend „verstümmelt“ sehen daher auch die meisten der verbliebenen Hybridpappeln aus. Ein Teil wurde aus Verkehrssicherungsgründen gefällt und durch Nachpflanzung von Pyramidenpappeln im Zuge der Strassenerneuerung 2005 ersetzt. Dadurch konnte das Gesamtbild der Allee deutlich aufgewertet werden. Ursprünglich befand sich an Stelle der Strasse nur ein einfacher Sandweg., der einst von Birken gesäumt worden sein soll. Erst mit dem Bau der Betondecke zu DDR-Zeiten wurde die Strasse zur Hauptverbindung zum Dorf, von der Landesstrasse aus Menz oder Großwoltersdorf kommend. Bis dahin wurden die Buchen- und die Weißbuchen-Ulmenallee als Hauptverbindungswege genutzt, auch wenn es heute nur schwer vorstellbar ist, dass dort einmal Busse fahren konnten.
Anfang 2011 wurden einige der alten Pyramidenpappeln gefällt, da ihre Standsicherheit nicht mehr gegeben sein sollte. Verblieben sind leider weniger als zehn dieser Bäume. Bereits im Herbst 2010 wurden Linden in der Allee gepflanzt – erklären kann man das nicht…
Die Maulbeerbaumallee
Von einer fast vergessenen Episode der preußischen Geschichte erzählt die Maulbeerbaumallee, die sich vom östlichen Ortsausgangan der Strasse nach Burow bis zur Zernikower Mühle im Polzowtal zieht. Insgesamt stehen noch ca. 70 Exemplare der Art, dazwischen haben sich im Laufe der Zeit Robinien, Stieleichen, Eschen und Ahornbäume angesiedelt. Teilweise wurde diese im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Sanierung der Ortsverbindungsstrasse nach Burow gerodet. Dafür wurden Maulbeersträucher nachgepflanzt, um den Charkter des Allee zu erhalten.
Ursprünglich soll es sogar eine ganze Plantage mit bis zu 8000 Maulbeerbämen gegeben haben. Da sich der Seidenbau aber relativ schnell als unwirtschaftlich herausstellte, wurde diese Plantage aufgegeben und abgeholzt. Vereinzelt haben sich auch noch in Gärten und an Wegen Maulbeerbäume erhalten. So stand bis 1997 noch ein Maulbeerbaum an der östlichen Friedhofsgrenze, der aber einem Sommergewitter nicht Stand hielt und umstürzte.
Die ältesten Maulbeerbäume stammen überwiegend aus der ersten Phase der preußischen Seidenbauzeit, die Friedrich II. nach italienischem, französischem und süddeutschem Vorbild in Preußen ab 1740 förderte. Weitere Bäume wurden in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts gepflanzt, als die Seidenproduktion nochmals angekurbelt wurde, um insbesondere den Bedarf der Militärs an Fallschirmseide zu decken.
Im Frühjahr 2015 wurde in der Maulbeerallee ein umfangreicher Pflegeschnitt an den alten Bäumen durchgeführt. Initiiert hatte die Aktion unserer Vereinsmitglied Herr Gebauer, der hauptberuflich für den Garten und Park des Rheinsberger Schlosses verantwortlich ist. Gefördert wurde der Pflegeschnitt mit Mitteln des Naturschutzfonds Brandenburg. Fachliche Beratung leistete Herr Herbert Kolb aus Dittenheim, der als Förster langjährige Erfahrungen bei der Erhaltung alter Maulbeerbäume hat.
Die Lindenallee
Als wahrgewordener Sommertagstraum bietet sich die Lindenallee dar und besticht vor allem durch ihre Homogenität und Geschlossenheit der Baumreihen. Man durchschreitet sie selbst am besten vom Ortsteil Kelkendorf kommend in ihrer ganzen Länge und lässt sich von ihrer besonderen Atmosphäre einfangen: 50 Lindenpaare im Abstand von je 8 m gepflanzt, 400 m lang, hie und da von Lesesteinhaufen am Rand gesäumt, durch kräftigen Stockaustrieb der Bäume hat die Allee Tunnelcharakter. Die Allee endet unvermittelt und ohne Wegefortführung an der Grenze des damaligen Gutslandes, aus heutiger Sicht mitten in der Feldflur. Hier bilden Schlehen, Holunder, Pfaffenhütchen, Eichen und Faulbaum ein Abschlußgehölz. In früherer Zeit bestand eine Wegeverbindung zur Weißbuchen-Ulmenallee, die aber mit der flächenhaften Bewirtschaftung der Ackerflächen verschwunden ist. Zu erkennen ist auch, dass die Linden vor langer Zeit mal einen Kopfschnitt erhalten haben. Dadurch ist der natürliche Kronenaufbau nicht mehr gegeben und es besteht die Gefahr, dass einzelne Äste herausbrechen können, was bereits vereinzelt schon geschehen ist. Der alte Baumbestand bietet vielen Vögeln günstige Brutgelegenheiten. Zur Zeit der Blüte erfüllt das Summen tausender Bienen die Luft und verleiht der Allee damit einen besonderen Charme. Die Imker aus der Umgebung bieten den köstlichen Lindenhonig zum Verkauf an (z.B. auf Gut Zernikow).
Die Kastanienallee
Die Kastanienallee bildete vormals den räumlichen Abschluß des englischen Parks. Heute nur noch in Teilen erlebbar, bieten die mächtigen Roßkastanien vor allen Dingen während der Blütezeit ein herrliches Bild. Die Allee verläuft vom südlichen Teil des Kirchhofs zur Lindenallee. Durch eine Windhose im Jahr 1991 wurden zahlreiche Bäume stark geschädigt, einige wenige 1992 durch Neupflanzungen ersetzt. Insgesamt ist der Baumbestand jedoch überaltert und droht, auch durch fehlende Mittel für Pflegeschnitte, weiter zu verfallen. Seit dem erstmaligen Auftreten der Kastanienmoniermotte Anfang dieses Jahrhunderts bietet die Allee ab Sommer einen traurigen Anblick, da die Blätter welk werden und schon vorzeitig abfallen. Maßnahmen zum Einsammeln des befallenen Laubs im Herbst brachten nur zeitweise Erleichterung. Besonders stark sind die Schäden in trockenen Sommern, so wie sie in den letzten Jahren häufiger aufgetreten sind. Das Jahr 2009 hat aber gezeigt, dass Laubsammeln in Verbindung mit günstigen Wetterverhältnissen zu einer deutlichen Erholung der Bäume führen.
Unterstützt durch eine finanzielle Zuwendung der Jagdgenossenschaft Zernikow I wurden im Herbst 2010 Lücken in der Allee durch das Pflanzen von Jungbäumen geschlossen. Es war vorgesehen, dafür die rotblühende Roßkastanie zu verwenden, die bekanntlich viel weniger anfällig für die Kastanienmoniermotte ist. Mit diesem Vorschlag konnte sich jedoch die zuständige Denkmalschutzbehörde nicht anfreunden. So wurden also weißblühende Bäume nachgepflanzt.
Die Buchenallee
Die etwa zwei Kilometer lange Buchenallee ist ein ausgewiesenes Naturdenkmal und nach dem Brandenburgischen Naturschutzgesetz geschützt. Sie wurde früher als Verbindungsweg nach Menz genutzt. Heute führt ein Abschnitt des Polzowradweges (Seilershof – Menz) alternaiv zur Strasse dort entlang.
Die Allee geht auf Verschönerungsmaßnahmen seitens Fredersdorf oder von Labes zurück und dürfte etwa 250 Jahre alt sein. Die knorrigen alten Stämme der Rotbuchen, Stieleichen, des Spitz- und Bergahorns, der Eschen, Pappeln, Ulmen, Weißbuchen, Traubenkirschen, Wildapfelbäume und Birken stehen in weitem Abstand, wodurch ihr Habitus sehr gut zur Geltung lommt. Viele Lesesteinhaufen, z.T. von Schlehen, Holunder, und Wildrosen überwachsen, runden das Bild ab. Zahlreiche Totholzbestände, die Greifvögeln als Ansitzwarte gedient haben, wurden in den 90-ziger Jahren ebenso entfernt, wie viele auf die Ackerflächen überhängende Äste. Hierdurch hat die Buchenallee leider viel von ihrem malerischen Wert verloren. Inzwischen wurden auch die Mitte der 90-ger Jahre nachgepflanzten Buchen wieder freigeschnitten, so dass zumindestens ein Teil von ihnen gute Aussichten hat, mal zu einem stattlichen Baum heranzuwachsen.
Besonderen Schutz verdient die Buchenallee auch dadurch, dass es hier ein lokales Vorkommen des streng geschützten Eremiten gibt, ein heimischer Käfer dessen Lebensraum an das Vorhandensein von Totholz gebunden ist. Nähere Informationen dazu kann man auch den beiden Informationstafeln entnehmen, die an beiden Enden der Allee durch den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land aufgestellt wurden.
Weißbuchen-Ulmenallee
Zunächst nur einige fotografische Impressionen…